Es wird wohl ein Marathon, kein Sprint

Freitag, 31. Mai 2024

 

Ich habe schon vieles in meiner Karriere erlebt, sei es Höhenflüge, bis hin zum Absturz.

Was mich jedoch in allen Lagen ausgezeichnet hat, dass ich nie eine grosse Sache darum mache und schnell den Fokus wieder nach vorne richte. Diese Gabe, wurde diese Saison auf eine harte Probe gestellt. Um den Swissski-Kader zu erreichen hat man eine Möglichkeit in meinem Alter: Top 30 im Weltcup. Da ich dieses Jahr jedoch öfter als Fernsehzuschauer bei den WC-Slalomsdabei als vor Ort, war dies unmöglich. Hätte ich eine gute Europacup Saison gefahren, wäre ein Fixplatz wohl auch ein Argument gewesen, um mich im Kader zu halten. Da ich jedoch bis Mitte Saison keine guten Resultate im Europacup hatte durfte ich wiederum nicht die WC- Rennen fahren, denn die Teaminterne-Konkurrenz, hatte die nötigen Resultate. Es war wie ein Teufelskreis. Mit alle diesen Gedanken, fuhr es sich natürlich nicht sehr befreit. Der Kaderausschluss stand somit, für mich, schon sehr früh klar.

Aber schlussendlich nervt mich nur eins: ich hatte es in den eigenen Händen, oder besser gesagt Beine es zu schaffen, aber etwas hinderte mich. Es bringt nichts, der Vergangenheit zu viel Aufmerksamkeit zu widmen. Dies entspricht nicht meinem Charakter und, es braucht ausserdem unnötig viel Energie, welche ich für anderes brauche. Wer jetzt denkt, dass ich nicht mit der Situation gehadert habe und dies nicht verarbeitet habe, der irrt sich jedoch schwer. Es ging so weit, dass ich ernsthaft alles hinschmeissen wollte. Meine Laune wie auch meine Motivation weiterzumachen, waren auf den Tiefstand und eigentlich nicht mehr vorhanden. Ich hatte mich bereits vom Skisport getrennt und wollte aufgeben…

In den letzten Jahren habe ich mir jedoch ein Team um mich herum aufgebaut, welcher ich zu 100 Prozent vertraue, und dies hat sich in dieser schwierigen Phase mehr als ausgezahlt. Das ganze Team hat mir zu verstehen gegeben: wenn du weiter machen möchtest, stehen wir hinter dir. Als ich nur Probleme sah: kein Servicemann mehr zu haben, die Finanzierung und die ganze Organisation. Haben sie Lösungen ausgesprochen. Das Einzige, was ich machen durfte, war mich auf mein Inneres zu konzentrieren: Sind die Ziele noch die gleiche, brennt das Feuer für diesen Sport noch?

Ich kann beide Fragen nun mit JA beantworten! Mein Team und ich werden nächste Saison auf uns gestellt sein, aber der Plan steht: zurück in den Weltcup zu kommen, und die Rennen wieder fahren. Als alle von fehlenden Resultaten sprachen, gab mir ein anderes Team zu verstehen: wir sehen dein Talent und wollen DICH als Skifahrer, als Mensch. Die Verantwortungen von Nordica mein neuer Skiausrüster glauben an mich, als ich selbst den Glauben fast verloren hatte. Dies ist sicherlich einer der Gründe für mein Skiwechsel, natürlich hat mich auch das Material bei den Testtagen sehr überzeugt. Dies ist also ein Wechsel mit Herz und Verstand.

Manchmal merkt man erst während dem Rennen, dass es wohl doch anders wird als geplant. So ist es auch mit meiner Karriere, es wird wohl ein Marathon, meine Ziele zu erreichen und kein Sprint. Das ist in Ordnung, denn von einem Marathon hat man mehr und lernt auch mehr.

Ich bin bereit und bin mir bewusst, dass mich nun eine ganz neue Realität erwartet. Ich bin mir sicher: Das ist mein Weg, ich darf ihn gehen und wieder neues dazu lernen.